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Wohnhaus Rautihalde, Zürich

Das Wohnhaus Rautihalde in Zürich verbindet ausserordentlich kompakte und nutzungsflexible Grundrisslösungen mit einer heiter-entspannten Architektursprache.

Der freistehende Baukörper nimmt in Volumetrie und Ausrichtung die charakteristische Struktur des durchgrünten Quartiers mit seiner offenen Bebauung auf.

Mit seinen plastischen Modulationen formt das Haus jedoch stärker die umgebenden Räume und schafft eine kräftigere Verortung als die bestehenden Zeilenbauten.

Die Wohnungen werden über zwei zentrale, differenziert gestaltete Treppenhäuser erschlossen.  Die Auffächerung des Volumens ermöglicht allen Wohnungen eine mehrseitige Orientierung.

Erklärtes Ziel der Stiftung PWG war seit der Wettbewerbsauslobung die Schaffung von sehr knappen Wohnungsgrössen (85 qm für eine 4.5 Zi-Whg, 105 qm für eine 5.5 Zi-Whg). Das Projekt reagiert auf diese Vorgaben nicht mit räumlicher Verknappung, sondern im Gegenteil, mit besonderer räumlicher Opulenz. Anstatt der heute oft üblichen Verschmelzung von Wohn- Ess- und Küchenbereich sucht das Projekt die grosszügige Aufspreizung dieser Funktionen. Dies gelingt durch die kompakte Bündelung aller Erschliessungsflächen im Zentrum der Wohnung. Diese zentrale «Halle» bildet das Herzstück jeder Wohnung.

Der Einsatz der Materialien und Oberflächen spielt eine zentrale Rolle für den Ausdruck der Architektur, in dem sich identitätsstiftender Charakter und solide Alltagstauglichkeit verbinden.

Die Gliederung des Baukörpers in Sockelbereich, Fassade und Abschluss nach oben wird durch die horizontal differenzierte Ausführung des Aussenputzes akzentuiert: Analog zu einer Rustika in der klassischen Architektur steht ein grober Putz mit bis zu 25mm grossem Kies-Zuschlag für die Erdverbundenheit des Sockelbereiches und kontrastiert deutlich mit dem fein abgeriebenen Putz der aufgehenden Fassadenbereiche. Von diesem setzt sich wiederum der obere Teil des Gebäudes – Attika und letztes Vollgeschoss – durch einen senkrecht gerillten Kammputz ab. Mit der Differenzierung der Putzausführung reagiert das Haus auf die unterschiedlichen Betrachterdistanzen im Stadtraum und bindet das Haus greifbar in den Masstab seiner Umgebung ein.

Auch die Ausgestaltung von Zugangsbereichen und Treppenhäusern folgt der Maxime einer entspannten Nobilitierung durch den pointierten und zugleich unaufgeregten Einsatz robuster und langlebiger Materialien: Die Treppenhäuser sind als einzige Bauteile in Beton ausgeführt, der dort sichtbar belassen wurde. Der gezielte Einsatz einer Teilbemalung des Sichtbetons mit roter Wandfarbe führt Bewohner wie Besucher durch das Haus und sorgt zugleich für eine Wohnlichkeit und «Grandezza», wie sie bei Sichtbeton sonst oft von den Nutzern vermisst wird.


Planung / Architektur:
Fiederling Habersang Architekten
Dominik Fiederling
Flurstrasse 56
8048 Zürich

Ausführung / Handwerk:
Egli AG Gips- und Fassadensysteme
Martin Vogt
Grabenackerstrasse 24
8156 Oberhasli